Loewenmut

Das Fanzine für alle Löwenfans und den Rest der Welt

Aus Heft 5: Rauschangriff

Im Vorfeld des geilen Soli-Konzerts für die LFGR, das Rauschangriff, Beercore 1328 und chronische Flitzekacke unlängst in der Glockenbach-Werkstatt gegeben haben, erreichte uns der folgende offene Brief des Gitarristen Machtkrampf an den Löwenmut:

Hallo, hier ist Machtkrampf, der Gitarrist von Rauschangriff!

Als kleiner Junge wurde ich zum Löwenfan. Klar, damals gab's in Liga 1 nur einen Münchner Verein, der noch dazu sehr erfolgreich war. (Der FCB dümpelte noch in der Regionalliga herum und scheiterte im Juni 1964 am Aufstieg in der Relegation an Borussia Neunkirchen! Hehehe...) Seit dieser Zeit habe ich alle Höhen und Tiefen der Weißblauen mitgemacht und ihnen immer die Treue gehalten. Als Punk 1977 (da stiegen wir nach dem Entscheidungsspiel in Frankfurt mit einem 2:0 gegen Bielefeld auf) begann, war's für mich kein Problem, Löwenfan und Punk zu sein. Das vertrug sich ganz gut: Man war anders, hob sich ab und war eben Fan von nicht so populären Bands – man war ja auch Fan des seit 1968 »kleineren« Münchner Vereins. Und so ging es lange weiter: Ich ging mit Begeisterung zu den UK Subs, GBH, Exploited, Ramones etc., entdeckte für mich Mitte der 80er Jahre den Deutschpunk so richtig. Parallel dazu wurden die Bayernliga-Schauplätze bgeklappert, ein paar Jahre 2. Liga durchlebt, bis es zu den Feierlichkeiten in Meppen kam.

Natürlich machte ich schon seit meiner frühesten Jugend Musik. Damals, Anfang der Siebziger, spielte ich Gitarre in diversen Bands: Hard-Rock, Rock'n Roll, auch mal Bass in einer Tanzcombo (!) und bei den Münchner Liedertafel-Singers. Irgendwie sollte es halt mit der eigenen Punk-Rock-Band erst später was werden. Eines aber steht fest: Unser/mein geliebter TSV hat das durchaus beeinflusst!

Im Sommer 1995 feierten Freunde (alles Blaue) und ich den Nichtabstieg aus Liga 1. Dabei hatte ich im Freien eine kleine Anlage mit Micros aufgebaut. Meine Kumpels, deren Kinder und ich kredenzten mit Play-Back ein paar Punk-Sonx, hauptsächlich aber 60er-Sonx. Das war die Geburtsstunde von Rauschangriff!

Am Anfang war Rauschangriff eigentlich als reines Studioprojekt gedacht mit dem Ziel, nur für uns selbst was aufzunehmen, und so bastelten wir lange an unserer ersten CD »Rauschangriff« herum. Es war die Saison 1995/1996, Lokalderby. Die Scheiß-Roten mit Klinsi führten schon nach kurzer Zeit 4:0, unsre Buam aber bäumten sich nochmals auf und kamen noch auf 2:4 heran, hatten noch gute Chancen. Uns blieb nur noch, die Bayern irgendwie zu verunglimpfen. Ich hatte so eine Stinkwut auf die Roten, dass mir noch im Stadion ein Song einfiel: »Was ist rot und stinkt nach faulen Eiern?« Die Melodie hatte ich im Kopf, eigentlich den ganzen Song, nur fiel mir leider textmäßig nix mehr dazu ein. Dafür hatten wir in unserem Rauschangriff-Projekt aber einen guten Sänger und Texter, der dann mit einer ganzen Reihe von Vorschlägen daherkam. Daraus wurde unser Hit (wenn ich das mal so nennen darf): »Faule Eier«. Seitdem gilt wohl: »Faule Eier«, das ist von Rauschangriff, und die sind Löwenfans.

Was wir mit diesem Song schon erlebt haben: Auf Konzerten ging da der Punk so richtig ab. Im Juze in Lohr am Main z.B. mussten wir den Song drei- oder viermal spielen, zum Schluss sangen die 60-St.Pauli-Punx den Song selbst. Der ist in FCB-Hasser-Kreisen wohl in ganz Deutschland bekannt. Sogar manche FCB-Fans finden den Song als Fußballsong gut, nur den Text halt Scheiße – ein Wunder, wenn's anders wär. Vor ein paar Monaten hörten wir »Faule Eier« in einer guten alten Giesinger Kneipe nach dem Spiel 1860-Ahlen (3:?).

Auf keinen Fall aber möchten wir uns auf »Faule Eier« reduziert sehen. Unsere Sonx behandeln im Grunde viele gesellschaftlich relevante Themen wie z.B. Umtriebe von Neonazis, dumpfe Stammtischparolen, Killerhunde, das unfaire Verfahren gegenüber Ronnie Biggs, George W. Bush und die imperialistischen USA, unterirdischen Journalismus, vom Kindesumgang ausgegrenzte Väter etc. In unserem Alter wäre es auch geradezu lächerlich, darüber zu singen, dass wir uns mit den Alten nicht verstehen und nicht mehr in die Schule wollen. Es dürfen aber auch Sonx über unseren stetigen Begleiter, den Alkohol nicht fehlen. Und – last not least – muss unsere Liebe zu 1860 rüberkommen, ist doch klar.

Musikalisch kann man uns unter Deutsch-Punk-Rock wohl am ehesten einreihen, also kein Hard-Core. Die Wurzeln liegen in der Mucke der Sex Pistols, der UK Subs, im deutschen Bereich von Toxoplasma. Wir sind aber stets bemüht, rockige Elemente mit schnellem Punk zu verbinden, um so zu einem abwechslungsreihen Set zu gelangen.

Während der ca. 10 Jahre Rauschangriff gab's natürlich immer wieder mal Umbesetzungen. Seit nun schon zwei Jahren spielt eines der Kinder, die 1995 noch bei mir den Klassenerhalt feierten und mitsangen, bei uns am Bass: Skank! Ein Löwenfan durch und durch. Sein Vater – ein Löwe und guter langjähriger Freund von mir – und ich haben Skank, als er noch klein war, oft zu den Bayernligaheimspielen ins Grünwalder mitgenommen. Skank war damals immer ganz enttäuscht, dass es keine Verlängerung mit Elfmeterschießen gab.

Unseren Drummer Küken kenne ich schon seit 1981. Damals hatten wir noch eine Rockband. Zwischendurch verloren wir etwas den Kontakt, als es im Jahre 1998 aber darum ging, aus dem Studioprojekt eine Liveband zu formen, war er sofort dabei. Küken (der Name daher, weil er mal der jüngste in der Band war) ist sehr an Fußball interessiert, kann den FCBäh nicht leiden und steht auf 1860.

Im Jahre 2002 verabschiedete sich unser damaliger Sänger Gummilinse, ein Gründungsmitglied. Ein Nachfolger war mit Blank Frank schnell gefunden. Und dieser erwies sich als regelrechter Glücksgriff. Wir kannten uns schon vorher, da Blank Frank in seiner Rolle als Schreiberling für diverse Punk-Rock-Fanzines fungierte und über Rauschangriff schrieb. Schon längst war ausgelotet, welche Fußballvereine er mochte und vor allem welchen nicht: den FCB! Da Blank Frank nun schon seit drei Jahren in München wohnt, haben wir ihm schnell beigebracht, wer hier in München die Nummer 1 ist: der TSV! Und so lässt er sich schon mal gerne im fernen Ausland, genauer in Brasilien im Maracana-Stadion mit 60er-Trikot ablichten und versorgt seine Freunde überall auf der Welt (Tatsache!) mit weiß-blauen Fanutensilien. Eine Liebeserklärung an 1860 hat er auch schon getextet, Ihr müsst Euch aber bis zum Erscheinen der neuen CD in Geduld üben.

Und jetzt geht – für mich kann ich das voll bewusst sagen – ein Traum in Erfüllung: Ein Artikel über Rauschangriff im /raquo;Löwenmut« und ein Konzi vor den Löwenfans gegen Rechts! Einfach nur geil… Meine Abneigung gegen das neue Stadion hat sich seit dem Zeitpunkt etwas reduziert, seit dem ich Eure Fahne (Löwenfans gegen Rechts) dort gesehen habe. Ich glaube, wenn man Löwenfan ist, dann will und muss man seinen Verein und die Mannschaft unterstützen – egal wo. Deshalb muss man den LKW-Reifen nicht toll finden. Ich bin aber auch keinem böse, der das neue Stadion meidet. Das muss wohl jeder mit sich selbst klarmachen. Man sollte in dieser Frage auf jeden Fall Toleranz zeigen. Denn: Wollen wir uns einen anderen Verein suchen? Ich wüsste nicht welchen, außer vielleicht St. Pauli, aber die sind halt verdammt weit weg. Schließlich gilt doch immer noch: EINMAL LÖWE – IMMER LÖWE!

Ich wünsche Euch allen auch im Namen aller Rauschangreifer ein geiles Konzi – wir werden unser bestes geben – und natürlich unseren Löwen viele Siege, den baldigen Wiederaufstieg und den nächsten Derbysieg. Vielen Dank nochmals, dass Ihr uns in Eurem Magazin zu Wort habt kommen lassen.

Bis bald und auf die Löwen!!!

Machtkrampf


Link und Soundtrack zum Artikel

»Rauschangriff«¹
Den Soundtrack gibts hier (als mp3): »Bruno Brüller« und »Faule Eier« (jeweils ca 3 MB).


(top) – hoam (home)

Verweise auf andere Internet-Seiten (»links«) sind mit »¹« gekennzeichnet. Die Verantwortung dafür liegt beim Betreiber der jeweiligen Seiten. Es kann leider vorkommen, dass die Inhalte, auf die wir verweisen wollten, sich inzwischen geändert haben. Auf Schweinkram, Kommerz oder gar kriminelle Inhalte verweisen wir grundsätzlich nicht, warum auch. Wenn ihr seltsame Links bei uns entdeckt, teilt uns das bitte mit.


Lesen kann Vorurteile und Weltanschauungen zerstören. Wir lehnen dafür jede Verantwortung ab. Im Zweifelsfall hilft frische Luft im Grünwalder Stadion.