Loewenmut

Das Fanzine für alle Löwenfans und den Rest der Welt

Aus Heft 3: Löwen-Fans gegen Rechts – Fußballspaß statt Rassenhass

Ja, wir feiern bald Geburtstag! Uns gibt es bald schon wieder fünf Jahre. Ein Grund, mal zurückzublicken und Bilanz zu ziehen. Die Löwen-Fans gegen Rechts (LfgR) gab es bereits einmal. Sie lösten sich allerdingsmit dem Umzug in die Betonschüssel auf. Mit diesem Umzug gab es einen großen Bruch in der Fanstruktur, und am Anfang versuchten Rechte dieses Vakuum zu nutzen und sich in der »Fan-Landschaft« zu etablieren. Rufe, die man im Grünwalder schon lange nicht mehr gehört hatte, waren auf einmal wieder da. »Uh-Uh-Uh«, »Zick-Zack Zigeunerpack« und ähnliches wurde geplärrt.

Einige von uns wollten nun deutlich zeigen, was sie davon hielten, und malten ein großes Transparent mit der Aufschrift »Löwen-Fans gegen Rechts«. Was dann kam, hat uns alle überrascht. Viele sagten: »Schön, dass euch wieder gibt!«. Viele wollten wissen, wo wir uns treffen, was wir planen, wo man mitmachen kann usw. Daraufhin luden wir alle Interessierten zu einem Treffen ein, um zu diskutieren, was man machen und wie es weitergehen kann. Und Ergebnis war: Es ging weiter! Wir gründeten die Neuauflage der Faninitiative »Löwen-Fans gegen Rechts«. Wie notwendig das war, zeigte sich sehr schnell. In der Sportschau vom 03.02.2001 (Spiel gegen Dortmund) wurden Löwenfans als Beispiel für den aufkeimenden Rassismus in den Stadien gezeigt.

Für uns war jetzt wichtig, uns und unsere Arbeit vorzustellen und bekannt zu machen. Neben der Öffentlichkeitsarbeit (Flyer, Aufkleber, T-Shirts usw.) und dem deutlichen Auftreten im Stadion, war es auch wichtig, Kontakt zum Verein aufzunehmen. Erste Erfahrungen im Stadion machten uns Mut. Kamen z.B. die »Uh-Uh-Uh«-Rufe, so brüllten wir die Leute an, sie sollen den Scheiß bleiben lassen. Ergebnis war, diese waren überrascht, Widerspruch zu bekommen, es entstanden Gespräche darüber, wo den Leuten deutlich gesagt wurde, dass sie es vielleicht nicht so meinen, dass es aber trotzdem rassistisch ist, was sie machen. Wieder andere schlossensich unserem Protest an und äußerten sich endlich auch bei Rufen in ihrer Umgebung.

Entsprechende Vorfälle wurden in unseren Flyern aufgegriffen und verurteilt. Mit Infoständen beteiligten wir uns an diversen Aktionen (1. Mai, Feierwerk-Fest, »München bewegt sich gegen Rechts« usw.) und unterstützten Demos gegen Naziaufmärsche.

Mit Schreiben und Gesprächen versuchten wir, dem Verein unsere Forderungen darzulegen. Diese sind u.a.: 1. Aufnahme des folgenden Paragraphen in die Vereinssatzung auf der nächsten Mitgliederversammlung: »Der Ausschluss aus dem Verein kann erfolgen (…) bei unehrenhaftem Verhalten innerhalb oder außerhalb des Vereins, insbesondere durch Kundgabe ausländerfeindlicher oder rassistischer Gesinnung«. 2. Offizielle Stellungnahme zum ThemaFremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechte Gewalt. Ein erster Erfolg war ein vom Verein bezahltes Dauertransparent »Fußballspass statt Rassenhass«), das in der Saison 2002/2003 über dem großen Marathontor hing. In der Zeit vom 10.07.-26.07.02 holten wir die Ausstellung »Tatort Stadion: Rassismus und Diskriminierung im Fußball« nach München, betreuten sie, machten Führungen und organisierten das Rahmenprogramm.

Neben diesen ganzen Aktionen war es uns aber immer wichtig, nicht als »politischer Debattierklub« von den Fans angesehen zu werden, sondern auch in der Fan-Szene verankert zu sein. Inzwischen ist auch hier viel passiert. Wir haben bereits zum zweiten Mal am »Tag der offenen Tür« des TSV teilgenommen. Haben beim »Tag des offenen Denkmals« im Grünwalder Stadion einen Stand gehabt, sind vor Ort am Stand im Olympiastadion gemeinsam mit Fanprojekt und »Cosa Nostra« gewesen, sind z.T. aktive Mitglieder bei FDS (Freunde des Sechzgerstadions) und maßgeblich an der Produktion des »LÖWENMUT« beteiligt. Wichtig ist uns auch immer die Entwicklung im Verein und deren kritische Begleitung! Bei der nächsten Delegiertenversammlung hoffen wir, dass einige unserer Forderungen von Vereinsseite zur Abstimmung vorgelegt werden. Aber nach wie vor ist unsere ursprüngliche Arbeit leider sehr sehr wichtig. Beim Heimspiel gegen Dresden (01.11.04) war mindestens drei Mal das rassistische »Zick-Zack-Zigeunerpack« zu hören. Und zwar nicht von einzelnen, sondern deutlich von vielen unter der Anzeigentafel.

Auf der Heimfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmittel kam es zu einem weiteren Vorfall. Von ca. 20-30 Löwenfans wurde das »U-Bahn-Lied« (»Wir bauen eine U-Bahn, von Dresden bis nach Auschwitz«) gesungen. So lange dies geschieht, müssen wir deutlich Stellung beziehen. Solche rassistischen Äußerungen haben nichts bei den Löwen, nirgendwo etwas zu suchen.

Mit allem, was wir planen, organisieren und tun, sind natürlich viel Arbeit und auch harte Diskussionen verbunden. Und es gibt Momente, wo es schwer fällt, Aktionen durchzuführen. Allerdings helfen uns unsere Erfolge immer wieder weiterzumachen (2002 wurden wir im Rahmen des Wettbewerbs »Aktiv für Demokratie und Toleranz« als Preisträger im Münchner Rathaus ausgezeichnet).

Entscheidend ist aber unsere Gruppe. Wir sind ein aktiver Haufen von 10-15 Leuten zwischen 18-50 Jahren und haben einen E-Mail Verteiler von ca. 70 Adressen. Das wir trotz aller Arbeit nach wie vor Lust haben weiterzumachen, liegt an uns selbst. Wir verstehen hervorragend und ausgiebigst zu feiern, und das nicht zu wenig. So organisierten wir (zusammen mit »Edelstoff St. Pauli«) das Fest im Backstage nach dem Spiel gegen St.Pauli. Und wir veranstalteten das Fest im Rahmen des BAFF-Wintertreffens (Bündnis Aktiver Fußball-Fans) im Feierwerk mit der genialen AC-DC Coverband Overdose. Und es gibt natürlich nach wie vor unser – inzwischen legendäres – Jahresabschlussfest. Wer sich mal von uns und unserer Arbeit ein Bild machen will, kann uns gerne beim Stammtisch besuchen oder einfach mal im Internet reinklicken: Löwenfans gegen Rechts¹.


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